chrisTINA @ jacobINA



21 Juni 2009

de cima pra baixo, de baixo pra cima...


sonntag vormittag in mutirão novo.

zeit fuer den auftritt von dagobert. oder pituco, wie er hier in brasilien getauft wurde. anlass des auftritts ist die ankunft eines tollen paeckchens aus oesterreich mit vielen bunten kinderzahnbuersten (danke :-)!)

ein paar erklaerungen - von oben nach unten und von unten nach oben putzen... - sowie unzaehlige (trocken)putzversuche - am geduldigen pituco - spaeter, gehen die zahnbuersten weg wie die warmen semmeln. ihr glaubt nicht, wieeee man sich ueber zahnbuersten freuen kann :-)

***fotos***

12 Juni 2009

schwanger und zu fuenft auf 9 m²

in brasilien existiert ein wort dafuer, um unmoegliches moeglich zu machen. ein schlupfloch, ein trick, ein ausweg, eine nische, ein "jeito" also, oder liebevoll "jeitinho" genannt. bei all dem was fehlt in brasilien, bei all der ungerechtigkeit, die zum himmel schreit, eines bleibt bestehen: die hoffnung...


die lebensweise der meisten brasilianerInnen beinhaltet (notwendigerweise?!) eine riesen portion optimismus. was heute nicht klappt, wird morgen klappen, naechste woche oder sonst ergibt sich irgendwas anderes. der jeito bewegt sich oft auf der grenze zwischen recht und unrecht, er ueberbrueckt die schlucht zwischen normen und beduerfnissen, er ist mehr als ein gefallen, doch auch weit weg von bestechung.
denn mit dem noetigen kleingeld braucht man den jeito nicht mehr, mit dem noetigen kleingeld kauft man sich alles, von ausbildungsplaetzen bis hin zu gerichtsurteilen und waehlerstimmen.

die weniger betuchten sind immer auf der suche nach einem jeito, kaempfen hart, um aus der misere zu kommen, in die der grossteil der bevoelkerung hineingeboren wird. die einkommensverteilung und die ungerechten besitzstrukturen sind in brasilien so extrem wie kaum anderswo. die reichsten 10% der bevölkerung haben einen anteil von beinah 50%, die ärmsten 10% erreichen weniger als 1% anteil am bruttosozialprodukt.
doch manchmal wird auch die hoffnung wieder gestaerkt, etwa wenn ein buergermeister auf der seite der unterprivilegierten steht und diesen ganz legal zu dem verhilft, was ihnen zusteht: einem kleinen stueck land, einer von der stadt zur verfuegung gestellten parzelle im armenviertel. in jacobina gibt es einige solcher wohnsiedlungen, die in der aera von buergermeister rui errichtet wurden. viele der familien, die sich dort neu ansiedelten, wohnten vorher bei verwandten verteilt, weit weg von der stadt oder waren teilnehmer einer landbesetzung (die wieder mal ohne ergebnis blieb).

mit dem stueck land ist es natuerlich nicht getan. die arbeitslosigkeit ist hoch, die anzahl der familienmitglieder auch und so vergehen oft jahre, um auf dem stueckchen harten boden bescheidene 4 waende aufzustellen und die notduerftig aus holz, plastik und blechplatten errichtete baracke zu verlassen. von ueberall her werden ziegel zusammengetragen, material gesammelt und so wird ein zimmer gebaut, in dem dann zum beispiel 2 erwachsene mit ihren 3 kindern - das 4. gerade unterwegs - wohnen. 3 x 3 meter "gross", findet darin gerade mal ein bett und eine kommode platz (= der hoehere teil vom haus auf dem foto). zumindest einen trockenen schlafplatz bietet dieses haus, gekocht wird im freien hinterm haus und das restliche leben spielt sich auf der strasse ab. problematischer ist es da schon, fuer die kids einen platz zu finden, um ihre hausuebung zu machen.

die meisten haeuser in der siedlung verfuegen lediglich ueber erdboeden, was wiederum gesundheitliche probleme - hauptsaechlich in form von asthma - verursacht. auch sanitaere anlagen - insbesondere wc - sind in den bauplaenen erst viel spaeter vorgesehen. bis dahin muss ein ausgehobenes loch hinterm haus reichen. einer anderen familie (eine alleinerziehende frau mit 10 kindern und enkelkindern) wurden gerade zu jener zeit die betten gestohlen, als durch die starken regenfaelle wasser ins haus eindrang und den boden in ein schlammfeld verwandelte. die kinder schliefen beinah 2 monate am kalten boden, mit lediglich ein paar decken dazwischen.

hier einige fotos der siedlung: ***mutirão novo***

bei all der lebensfreude, die die menschen hier ausstrahlen moegen, hat beinah jeder von ihnen eine geschichte voller schicksalsschlaege und entbehrungen zu erzaehlen. der grossteil der bevoelkerung lebt in der schattenwirtschaft, ueberlebt gerade mal am rande des existenzminimums in extremer armut. programme wie die "bolsa familia" (= eine art sozialhilfe) sollen der armut entgegenwirken, doch mit diesem geld - monatlich zwischen 20 und 182 RS pro person (zwischen 7* und 70 EUR*) - koennen gerade mal die noetigsten lebensmittel gekauft werden. die sogenannte "cesta basica" (= grundnahrungsmittelpaket), die in brasilien als masseinheit bekannt ist und zum beispiel zu weihnachten ueber kirchensammlungen oder aehnliches an arme familien verteilt wird, sieht fuer eine erwachsene person monatlich lebensmittel im wert von etwa 200 RS (77 EUR*) vor. dieses paket enthaelt lediglich fleisch, milch, bohnen, reis, brot, tomaten, bananen, suesskartoffel, maniokmehl, zucker, oel, kaffee und margarine.

ich koennte nun noch viel mehr informationen auflisten, ueber die soziale ungleichheit, ueber fehlende gesundheitsstrukturen, ueber analphabetismus oder das programm "fome zero" (= null hunger) und werde zu spaeterem zeitpunkt das ein oder andere nachholen, fakt ist allerdings, dass in der zwischenzeit hier in jacobina familien ohne dach ueber dem kopf leben, kinder am nassen boden schlafen und mit leerem magen zur schule gehen und hoffen, dass zumindest am naechsten tag reis mit bohnen auf den tisch kommen.

dank oesterreichischer spenderInnen konnte bereits einigen der familien in mutirão novo neue hoffnung geschenkt werden. die mittlerweile 6koepfige familie auf 9 m² konnte inzwischen bereits ein zimmer anbauen.

danke an dieser stelle auch marineide, die fuer die entstehung dieses projekts verantwortlich ist und sich mit herz und seele fuer die familien in mutirão novo einsetzt.

liebe freundInnen, liebe blogleserInnen, so koennt ihr helfen, wenn ihr wollt...
  • mit ca. 150 RS (oder 55 EUR*) um einem kleinen haus einen estrichboden zu verpassen
  • mit ca. 290 RS (oder 112 EUR*) um 1000 ziegel zu kaufen (reicht fuer ein haus mit 2 zimmern)
  • mit ca. 50 RS (oder 18 EUR*) fuer eine matraze.
  • oder mit jeglichem betrag, den ihr gerne beitragen wollt.
(*abhaengig vom aktuellen wechselkurs)

vielen dank im voraus fuer eure hilfe, und an dieser stelle auch nochmals herzlichen dank an alle, die bereits gespendet haben! jeder euro kommt ohne verwaltungsaufwand direkt den familien zugute.

03 Juni 2009

zu schoen fuer den muell

brasilien ist top in sachen recycling. die produktvielfalt reicht von taschen oder oberteilen aus dosenlaschen, flipflops oder stuehlen aus autoreifen, schmuck aus alten magazinen, taschen aus tetrapack oder verpackungsplastik, schirmkappen aus aludosen, teppichen aus stoffresten bis hin zu spielzeug aus plastikflaschen... und viele dieser produkte sind so unglaublich kreativ und wunderschoen, dass es kaum zu glauben ist, dass sie aus abfall gemacht wurden...

mit den plastikflaschen beschaeftigen wir uns nun schon eine weile jeden dienstag abend mit ein paar maedls aus dem viertel.

man nehme: leere plastikflaschen jeglicher groesse, befreit sie von etiketten und klebrigem inhalt, holt sich schere, klebstoff und klebeband und los geht's. zum aufpeppen verwenden wir ausserdem moosgummi und was uns sonst noch so an material in den weg kommt (bunte schnuere, perlen etc.).

und so sehen einige unserer ersten versuche aus, die in mobiles, autos, rasseln und behaeltern resultierten: ***im plastikwahn***

vielleicht werden ja mal kuenstlerinnen wie die herstellerInnen dieser beeindruckenden plastikskulpturen aus den maedls???